Landkreis Wittenberg verweigert dezentrale Unterbringung und will Flüchtlinge zwingen für weitere fünf Jahre (1) in Vockerode zu leben

Seit Anfang 2009 protestieren die Flüchtlinge, die vom Landkreis Wittenberg gezwungen werden, in einer ehemaligen sowjetischen Kaserne in Möhlau zu leben, für ihre dezentrale Unterbringung. Mitte des Jahres „durften“ die Familien nach Vockerode umziehen.
Vockerode ist ein noch kleineres Dorf als Möhlau 30 Kilometer von Wittenberg entfernt, ohne Bus (2), Schule und sonstige Infrastruktur.
Anstatt die sogenannten „Alleineisenden“ (also Flüchtlinge ohne Familie) endlich dezentral in eigenen Wohnungen unterzubringen, sollen sie nun in Vockerode zu viert in 2-Zimmer-Wohnungen leben. In klar stigmatisierten Flüchtlingsblöcken, also de facto in einem neuen Lager.

Obendrein will ihnen der Landkreis Wittenberg das Einzige nehmen, was sie in dem herunterge­kommenen Lager in Möhlau hatten: einen eigenen Raum und eigene Möbel. Bei dem „Umzug“, der vom 27. bis 29. Dezember durchgeführt werden soll, wird den Flüchtlingen verboten eigene Teppiche, Sofas, Schränke und Regale mitzunehmen. Sie dürfen nur zwei Gepäck­stücke, also z.B. Kleidung und einen Fernseher mitnehmen (3), aller weiterer persönlicher Habe werden sie durch den Umzug beraubt.
Der Landkreis behandelt die Flüchtlinge weiter wie willenlose Marionetten, erkennt weder ihren Besitz an, noch ihre Menschenwürde,
noch ihren seit Jahren klar erklärten Willen, dezentral zu leben.
Sie sollen zu zweit in 13 Quadratmeter großen Zimmern mit kleinen Spinden leben, in denen sich ihre wenige Habe befindet. Ohne
Privatsphäre, ohne Perspektive, ohne Arbeitserlaubnis, ohne Bewegungsfreiheit, und das alles für die kommenden fünf Jahre.
Dass der Landkreis keinen Widerspruch duldet, hat er den Flüchtlingen auch schon klar gemacht. So hat Herr Keischke vom Sozialamt Wittenberg (Aussenstelle Gräfenhainchen) den Flüchtlingen mitgeteilt, dass am 1.1.2013 die Verträge auslaufen, dann gibt es keinen Strom, kein Wasser und keine Heizung mehr im Lager Möhlau.
Wer nicht auf 6,5 Quadratmeter im neuen Lager mit renoviertem Kasernenflair leben will, kann ja im Lager Möhlau erfrieren – das ist es
was der Landkreis den Flüchtlingen zu bieten hat. Friss oder stirb!
Währenddessen wurde ein Deal zwischen dem Landkreis und der Gemeinde Vockerode geschlos­sen: Verbesserung der Infrastruktur des Dorfes für die einheimische Bevölkerung, mehr Geld für die Gemeinde, damit die Flüchtlinge ertragen werden. Flüchtlingsunterbringung als Wirtschaftsfaktor für die Einheimischen auf dem Rücken der Menschenwürde der Flüchtlinge. Bereits in Möhlau war der Deal derselbe, so war auch dort die erste Sorge der Möhlauer, dass die Grundschule geschlossen würde, wenn das Lager 1 Kilometer außerhalb des Dorfes geschlossen wird.
Wir protestieren entschieden gegen dieses unmenschliche Vorgehen des Landkreises Wittenberg. Wir fordern dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge in selbst gewählten Wohnungen mit eigenen Zimmern.
Und werden am 27. Dezember vor Ort anwesend sein – lassen wir sie ihre menschenverachtenden Geschäfte nicht ungestört machen!
Für die Absage des Zwangsumzugs nach Vockerode und die sofortige dezentrale Unterbringung in Wittenberg!
Solidarität mit den Flüchtlingen im Lager Möhlau!