Zeitz – Möhlau: Ein Déjà-vu?

Ein bisschen Farbe, ein paar neue Fenster
Der Betreiber des Flüchtlingsheims in Zeitz, Karl Wiesemann (KVW Be­her­ber­gungs­be­trie­be), hat nach der Berichterstattung über das durch ihn betriebene Lager Renovierungsarbeiten vornehmen lassen. Neben Malerarbeiten sind Fenster eingebaut worden und es wurde angekündigt, die Kakerlakenplage ernstzunehmen.
Dieses Vorgehen ist nicht neu: Auch das inzwischen geschlossene Lager in Möhlau bei Wittenberg war von den KVW Beherbergungsbetrieben, respektive Karl Wiesemann und seinem Sohn Marcel Wiesemann, geführt worden.
Die Bewohner_innen hatten aufgrund der katastrophalen Zustände und der Ignoranz der Wiesemanns gegenüber den Beschwerden der Flüchtlinge 2009 zu einer öffentliche Begehung eingeladen. Auch dort fanden sich Horden an Ungeziefer, kaputte Heizungen und Fenster, völlig verwahrloste und vermüllte Anlagen, kaputte Zäune, katastrophale Sanitär- und Kücheneinrichtung etc. Und auch hier wurde auf die politische Forderung der Flüchtlinge nach der Schließung des Lagers lediglich mit ein paar Malerarbeiten reagiert, um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen. 2011 erhielten die Wiesemanns den erneuten Zuschlag einer Ausschreibung zur Weiterführung Möhlaus. An den katastrophalen Zuständen des Lagers änderte sich bis zur Schließung im Dezember 2012 nichts.
Wiesemann rühmt sich im Moment mit seinen Ausgaben für das Flüchtlingsheim in Zeitz, für dessen Renovierung er nun in Folge der medialen Öffentlichkeit 90.000 Euro investiert. Allerdings bekommen die KVW Beherbergungsbetriebe für den Betrieb der Unterkunft einen Tagessatz für jeden Flüchtling, um Reinigungsarbeiten und Müllentsorgung zu erledigen. Dieser betrug beispielsweise in Möhlau im Jahr 2011 7,18 Euro pro Bewohner_in und Tag. Besonders, wenn man sich die heruntergekommenen alten Kasernenanlagen in Möhlau ansah, an denen offensichtlich keinerlei Reparaturen oder Reinigungen vorgenommen wurden, erschien dieser – theoretisch in den Erhalt zu investierende – Betrag, den Wiesemann vom Landkreis bekam, besonders bemerkenswert.

Link zum MZ-Artikel: Wohnheim wird nicht geschlossen