Integrationspreisträger von Magdeburg stehen erneut vor der Abschiebung


+++ Integrationspreisträger von Magdeburg stehen erneut vor der Abschiebung +++ Familie Barjamovic soll trotz zahlreicher Krankheitsfälle nach Serbien abgeschoben werden +++ Willkommenskultur von Sachsen-Anhalt heisst: Abschiebung unter allen Umständen +++
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Pressemitteilung
Am Dienstag, den 14.06. 2016, endet die Duldung von Familie Barjamovic. Den Namen kennt mittlerweile jeder in Magdeburg und darüber hinaus, denn die drei Kinder Nesa, Emanuel und Josef tanzen seit Jahren erfolgreich in dem Breakdanceprojekt „Break Grenzen Crew“. Gemeinsam mit ihren Eltern und zwei weiteren kleinen Brüdern droht ihnen nach fünf Jahren in Deutschland mal wieder die Abschiebung zurück nach Serbien.
Dass Roma in Serbien und vielen anderen Staaten Osteuropas massiv rassistisch diskriminiert werden, ist alles andere als neu. Offizielle Berichte, wie der des Komitee zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung der Vereinten Nationen oder des Menschenrechtskommissars des Europarats, sowie zahlreiche Berichte von NGOs belegen die systematische Ausgrenzung der Roma, die lebensbedrohliche Armut zur Folge hat.
Letztes Jahr wurde die Duldung der Familie Barjamovic um ein Jahr verlängert, nachdem bereits eine Petition und erste Presseartikel auf den brisanten Fall aufmerksam gemacht hatten. Auf Anraten des Amtsarztes wurden die zahlreichen Erkrankungen des Vaters als Grund für ein Abschiebungshindernis gewählt.

Die Familie wähnte sich erstmal in Sicherheit, die Kids tanzten weiterhin bei großen Veranstaltungen, drehten Musikvideos und gingen zur Schule. Jedoch hat sich der gesundheitliche Zustand des Vaters sowie weiterer Familienmitglieder seitdem verschlechtert. Aufgrund von Epilepsie und einer krankheitsbedingten Gehirnschädigung braucht der Vater eine ständige medizinische Versorgung. Die Mutter Kadena konnte nie die Schule besuchen, sie kann nicht rechnen, lesen oder schreiben. Bei beiden Elternteilen wurden eine geistige Behinderung sowie psychische Beeinträchtigungen attestiert. Zusätzlich wurde beim jüngsten Sohn Mario eine seltene Erbkrankheit diagnostiziert. Sein Körper bildet Nierensteine, weshalb er sein ganzes Leben weiterhin eine medizinische Behandlung benötigt. Hinsichtlich der geistigen Behinderungen sind die Eltern nicht imstande, ihre eigene Medikamentierung sowie die medizinische Versorgung von Mario vorzunehmen.
Nun läuft am 14. Juni die Duldung aus und wieder beginnt die Zeit der Angst und des Hoffens. Was die Behörden nicht berücksichtigen: Eine Abschiebung gefährdet das Leben der ganzen Familie!
Darüber hinaus spricht die starke Integration der drei ältesten Kinder gegen eine Abschiebung. Als Teilnehmer vom Integrationsprojekt „Break Chance“ gewannen sie 2014 den Integrationspreis von Sachsen-Anhalt. Als Mitglieder der interkulturellen Breakdance Gruppe „Break Grenzen Crew“ belegten sie eine Erstplatzierung beim Freistil-Jugendengagement-Preis 2015. Seit April 2015 geben sie Workshops im Breakdance, absolvieren bundesweit Auftritte bei zahlreichen Veranstaltungen, zum Beispiel bei der Breakdance-Weltmeisterschaft „Battle of the Year 2015“ in Braunschweig oder bei dem Deutschen Präventionstag 2016. Darüber hinaus belegten sie vielfach Erstplatzierungen bei Tanzevents in Magdeburg, Hannover, Leipzig und Bremen. Aktuell bereiten sie sich auf die Deutsche Breakdance-Meisterschaft, dem „Battle of the Year 2016“ vor, welche vier Tage nach Ablaufen ihrer Duldung stattfinden wird.
Die drei Energiebündel sind neben ihrem tänzerischen Engagement auch zum zweiten Mal in Folge im Puppentheater als Jungschauspieler engagiert. Im theaterpädagogischen Projekt „Das Haus“ führen sie gemeinsam mit Jungjournalisten und anderen Kulturtreibenden ein Theaterprojekt auf. Somit haben sie sich innerhalb der letzten drei Jahre ein großes Netz von Freund*innen, Partner*innen, Fans und Unterstützer*innen aufgebaut. Diese Kids fallen zu lassen und sie nach Serbien abzuschieben, wäre ein Beweis fehlender Wertschätzung für diese enorme Integrationsleistung, aber auch sonstiger interkultureller Jugendarbeit. Als Teil der Magdeburger Jugendkultur sind sie kaum wegzudenken. Sie tanzten und rappten bei Demonstrationen, traten mehrmals im Monat auf Kulturevents auf und präsentieren sich auch im Internet mit ihrem neuen Rap-Video „Bang Bang Boom“. Nicht zuletzt ist das Tanzprojekt ein Aushängeschild für die Kulturlandschaft Magdeburgs, welches bundesweite Ausstrahlungskraft besitzt. Die Jungs und ihre Familie abzuschieben, nimmt nicht nur ihnen die Chance auf Entwicklung, sondern würde jegliche Zukunftsperspektive zerstören. Im Rahmen der Bewerbung um die Kulturhauptstadt 2025 würde die Stadt mit der Abschiebung die wohl strahlendsten Repräsentanten einer offenen Willkommenskultur sowie aktiven Kunstszene verlieren. Die BGC Kids gehören zu Magdeburg und sollen hier bleiben!
Am Montag, den 13.06.2016 ab 09:00 Uhr, wird es eine Kundgebung vor der Ausländerbehörde gegen Abschiebungen in sogenannte sichere Herkunftsländer sowie als Unterstützung für die Beantragung einer Aufenthaltsverlängerung der Familie geben.
Wir fordern daher ein langfristiges Bleiberecht für Familie Barjamovic!
Pressekontakt: 015213870975
Foto: Matthias Sasse