#Saytheirnames – Rückblick auf das Gedenken in Hanau zum 5. Jahrestag

Am 15.02.2025 haben sich im Congress Park Hanau rund 400 Menschen versammelt: Angehörige, Überlebende, Betroffene und solidarische Unterstützer*innen haben den Raum durch Reden, Videobeiträge und Musik mit selbstbestimmtem Erinnern gefüllt.  Es wurde gemeinsam an die Opfer des rassistischen Terroranschlags von 19.02.2020 erinnert und der unermüdliche Kampf der Hinterbliebenen für Aufklärung, Gerechtigkeit, Konsequenzen und Erinnerung gewürdigt. Das war traurig, kraftvoll, zärtlich und kämpferisch zugleich.

Am 19.02.2025 trafen sich ebenfalls im Congress Park Hanau auch die Politiker, von denen die Überlebenden und Hinterbliebenen bis heute Aufklärung und Konsequenzen einfordern. Auf der Gedenkveranstaltung hat auch Emis Gürbüz, die Mutter des ermordeten Sedat Gürbüz gesprochen und in ihrer Rede die kommunale Koalition und die Stadt Hanau kritisiert. Daraufhin haben Vertretrer:innen von SPD, CDU und FDP verkündet, künftig nicht mehr wie bisher der Opfer des rassistischen Terroranschlags gedenken zu wollen. Begründet hat sie dies mit der Meinungsäußerung von Emis Gübüz. Mehr noch: sie werfen ihr vor, das „Gedenken zur politischen Agitation genutzt“ zu haben und Hinterfragen in aller Öffentlichkeit ihren Antrag auf Einbürgerung.

Ein derartiger Umgang mit den Anghörigen der Ermordeten ist mehr als beschämend und zu tiefst rassistisch und er spricht Bände über den politischen Zeitgeist, der die Basis für den gesellschaftlichen Rechtsruck ist.

Wir stehen an der Seite der Überlebenden, Angehörigen und Freund:innen. Erinnern heißt Verändern – gemeinsam und solidarisch.

Ein lesenswerte Einordnung zu Hanau, den Gedenkritualen und den aktuellen rassistischen Diskursen:

Fünf Jahre Hanau: Nie wieder ein »Schon wieder«

An jedem Jahrestag erleben wir es aufs Neue: Politiker:innen treten ans Rednerpult mit ihrem inhaltsleeren „Nie wieder“, mit ihren salbungsvollen Sprüchen und ihrem aufgesetzten Mitgefühl. Obligatorische Jahrestage im Kalender, Beileidsreden geschrieben von der Assistenz, PR-Fotos abhaken, schnell zum nächsten Termin. Jetzt also fünf Jahre Hanau. Fünf Jahre seit dem rassistischen Attentat vom 19. Februar 2020, bei dem neun Menschen ermordet wurden. Fünf Jahre, in denen Eltern jeden Tag ohne ihr Kind zählen. Kinder ohne ihre Mutter, ohne ihren Vater. Menschen ohne ihren geliebten Partner. Jugendliche ohne ihre besten Freunde, ohne ihre Geschwister. Fünf Jahre der Stadt Hanau ohne diese neun jungen Leute, die dort hätten leben und alt werden sollen.