Spendenaufruf für das WatchTheMed Alarm Phone


Kontoverbindung:
Forschungsgesellschaft Flucht und Migration
Sparkasse der Stadt Berlin
IBAN: DE68 1005 0000 0610 0242 64; BIC: BELADEBEXXX;
Stichwort Alarm Phone
Liebe Freundinnen und Freunde,
die meisten Notrufe erreichen uns in den frühen Morgenstunden zwischen 3.00 und 8.00 Uhr. Sie kommen von Booten aus dem zentralen Mittelmeer, aus der Ägäis und in letzter Zeit insbesondere aus der Straße von Gibraltar. In den vergangenen Monaten wurden wir nahezu jeden Tag von einem oder mehreren Booten aus dem Mittelmeer alarmiert. Unsere Schichtteams geben dann alles, damit die Menschen in Seenot so schnell wie möglich gerettet werden: mit Anrufen und Vermittlung entscheidender Informationen zu den Küstenwachen und notfalls – wenn nicht umgehend Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden – mit öffentlichem Druck.

Das Alarm Phone ist mittlerweile seit vier Jahren rund um die Uhr in Bereitschaft und wir waren in dieser Zeit mit über 2500 Booten in Kontakt. Oft ist unsere Unterstützung erfolgreich und die Menschen werden von europäischen Küstenwachen oder von Schiffen der zivilen Seenotrettung nach Europa gebracht. In anderen Fällen werden die Menschen durch marokkanisches Militär, libysche Milizen oder türkische Küstenwache aufgegriffen bzw. abgefangen. Sie wurden vor dem Ertrinken bewahrt, aber sie werden in Umstände zurückgeschickt, denen sie entfliehen wollten. Und wir werden leider auch immer wieder zu Zeugen von tödlich verlaufenden Überfahrtsversuchen, weil die Menschen in schlechtes Wetter geraten, die Boote hoffnungslos überladen sind oder die Rettungseinsätze zu spät oder gar nicht gestartet werden.
Das Drama des andauernden Sterbens auf See ist keine Naturkatastrophe und könnte morgen beendet werden. Das Mittelmeer zum Massengrab zu machen, ist eine rein politische Entscheidung der EU-Regierungen. Sie wollen um jeden Preis ihre Außengrenze als tödlichen Festungsgraben aufrecht erhalten. Kein Mensch würde sich für viel Geld und mit hohem Risiko in ein kleines Boot setzen, wenn es erlaubt wäre, das Meer mit einer Fähre oder einem Flugzeug zu überqueren. Das ausgrenzende Visa-Regime zwingt die Menschen auf tödliche Routen und muss abgeschafft werden. Sichere und legale Flucht- und Migrationswege nach Europa sind die einzige Lösung, um das Leiden und Sterben auf See endlich zu stoppen.
Niemand soll sein Leben auf kleinen Booten riskieren, um Europa zu erreichen. Dafür setzt sich das transnationale Alarm Phone Netzwerk ein und steht denen zur Seite, die es dennoch tun müssen. In 2018 hat sich die Situation an den EU-Außengrenzen insbesondere im zentralen Mittelmeer durch die Kriminalisierung der Seenotrettung und die Schließung der Häfen nochmals massiv verschärft. Die Todesrate ist hier so hoch wie nie zuvor.
Mittels Öffentlichkeitsarbeit, mit regelmäßigen Berichten und Dokumentationen klagt das Alarm Phone die herrschenden Zustände an, die das Mittelmeer zum Massengrab machen.
Wir haben nicht nur Telefonkosten über das selbstorganisierte Call-Center sowie die unzähligen Anrufe der jeweiligen Schichtteams. Unser Projekt druckt vielsprachige Materialien zur Sicherheit auf See und produziert entsprechende Videoclips. Wir organisieren und finanzieren Netzwerktreffen entlang der drei wichtigen Fluchtrouten, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen. Wir treffen uns und begleiten Überlebende und Angehörige in ihrer Trauer um ihre Liebsten, die sie auf See verloren haben.
Gegen das Europa der Abschottung und gegen rassistische Hetze setzen wir auf ein offenes Europa und eine solidarische Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Abschiebung. Um diese Ziele auch in Zukunft mit Nachdruck verfolgen und unsere Hotline weiter betreiben zu können, bitten wir um Spenden, die steuerlich absetzbar sind.