Appel für einen humanitären Korridor nach Europa jetzt mitzeichnen!
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingstragödie, die sich am 3.Oktober vor der Insel Lampedusa zugetragen hat, veröffentlichen wir an dieser Stelle den folgenden Appell zur Öffnung eines humanitären Korridors für europäisches Asyl, der innerhalb kurzer Zeit von vielen italienischen Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet worden ist. Der Appel kann auf der website Progetto Melting Pot Europa unterzeichnet werden:
Appel mitzeichnen
Appell zur Öffnung eines humanitären Korridors für ein europäisches Asylrecht
An die Minister und Parlamente in Europa, an die europäischen Institutionen, an die internationalen Organisationen
Fast täglich berichten die Nachrichten von der Tragödie, die sich inmitten der blauen Grenze – dem Mittelmeer – abspielt.
Genau in diesen Stunden erreichen uns Meldungen von Hunderten von Leichen, die im Meer aufgelesen werden, Kinder, Frauen und Babys, die ins Wasser gesprungen sind, nachdem auf einem Schiff mit Kurs auf Europa ein Brand ausgebrochen war. Es handelt sich um Asylflüchtlinge, Frauen und Männer auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, wie schon all die anderen, die das Meer im Lauf der Jahrzehnte verschlungen hat: über 20.000 Menschen.
Das Geschehen an der Südgrenze hat uns daran gewöhnt, der nicht enden wollenden Folge solcher Tragödien machtlos zuzuschauen in der Hoffnung, dass jedes gesunkene Boot das letzte sei. Sollte man Kriegsflüchlingen nicht anders begegnen als nur die Landung des nächsten Bootes abzuwarten – mal um ihm zu helfen, mal um es zurückzuschicken und manchmal um nur noch das Wrack zu bergen. Deswegen klingen die Tränen und Worte aus Europa, mit denen die Toten an der Grenze beweint werden, so rhetorisch.
Gerade weil Europa in der Lage ist, seine Souveränität bis ins Innere des afrikanischen Kontinents zu projizieren, um seine Grenzen auszuweiten, dort Abschiebezentren zu finanzieren, zu patrouillieren und abzuweisen, *hat es die Pflicht, angesichts der anhaltenden Forderung nach Hilfe dafür zu sorgen, dass Menschen, die Europa zu erreichen versuchen, um dem Tod zu entgehen, auf dem Weg dorthin nicht zu Tode kommen.
Heute aber geht es darum, die Rechte ‘auszuweiten’. D.h. *auf europäischem Niveau einen humanitären Korridor zu öffnen*, damit Kriegsflüchtlinge direkt bei den europäischen Institutionen in Libyen, Ägypten, Syrien oder wo immer es nötig ist (in den Konsulaten oder anderen EU-Büros) Asyl beantragen können, ohne sich einschiffen zu müssen und damit den Menschenhandel zu fördern und der Berichterstattung über Schiffsunglücke neue Nahrung zu geben.
Europäische Regierungen dürfen die Rechte nicht weiterverleihen und sie dürfen ihre Verantwortung nicht abwälzen. Vielmehr muss Europa nun
tatsächlich die Aufgabe auf sich nehmen, diese Toten zu vermeiden. Das geht nur durch direkte Präsenz und nicht durch Delegation an Dritte, damit die Forderungen der Schutzsuchenden schon innerhalb der afrikanischen Grenzen entgegengenommen werden können, um Flüchtende dann auf europäischem Territorium aufzunehmen und ihren Asylantrag dort zu prüfen.
Wir fordern die europäischen Institutionen, die Regierungen und Minister auf, dieser Forderung umgehend nachzukommen.
Wir fordern die europäischen Institutionen auf, sich umgehend an die Arbeit zu machen, um einen humanitären Korridor nach Europa in die Praxis umzusetzen.
Wir wenden uns an alle Vereine und Verbände, humanitäre Organisationen, Kollektive und Kommitees mit der Aufforderung, sich jetzt und in Zukunft für die Anerkennung des europäischen Asylrechts stark zu machen.
Progetto Melting Pot Europa