[MD]Mahnwachen: Kein Raum dem Täter! Solidarität mit den Betroffenen!

Überlebende des rechten Anschlags auf die Synagoge in Halle kommen am 8. und 9. September am Landgericht Magdeburg zu Wort. Seit Mitte Juli läuft der Prozess gegen den rechten Attentäter von Halle. Am 9. Oktober 2019 hatte der Täter einen Anschlag auf die Synagoge und den Kiez-Döner-Imbiss in Halle verübt. Er tötete Jana Lange und Kevin Schwarze Die massive Eingangstür der Synagoge hinderte ihn daran, 69 weitere Menschen umzubringen. 43 Betroffene treten nun vor Gericht als Nebenkläger:innen auf.


Erstmals werden kommende Woche im Prozess gegen den rechtsterroristischen Attentäter von Halle diejenigen befragt, die sich am 9.10.2019 im Kiez-Döner befanden. Dabei werden die Überlebenden also im Zeug:innenstand in einer Konstellation mit dem Attentäter konfrontiert, in der er den Betroffenen auch Fragen stellen kann.


Rechte Sympathisanten im Gerichtssaal
Bei vergangenen Prozesstagen versuchten extrem rechte Akteur:innen den Gerichtssaal als Bühne zu nutzen. So saßen am 25.8.2020, dem 6. Prozesstag, kurzzeitig Personen aus dem Umfeld der rechtsterroristischen „Gruppe Freital“ in der ersten Reihe der Zuschauer:innenplätze. Bereits der NSU-Prozess zeigte, dass rechte Akteur:innen auf diese Weise Angeklagte unterstützen, aber auch versuchen, Nebenkläger:innen und andere Menschen einzuschüchtern. 


Solidarität mit den Betroffenen zeigen
„Durch den solidarischen Besuch der Verhandlung kann den Zeug:innen gezeigt werden, dass eine kritische Öffentlichkeit sich auch weiterhin für eine Aufarbeitung des Anschlages vom 9. Oktober 2019 interessiert und sie im Gerichtssaal nicht allein sind.“, sagt Yasmina Hamid, Pressesprecher:in der Initiative Solidarität mit den Betroffenen – keine Bühne dem Täter!. „Die Hinterbliebenen der Ermordeten und den Überlebenden dürfen nicht, wie im NSU-Prozess, durch das Gericht und die Berichterstattung in den Hintergrund gerückt und unsichtbar gemacht werden.“


Unterstützung durch Mahnwache und im Gerichtssaal
Das Bündnis „Solidarität mit den Betroffenen – keine Bühne dem Täter“ organisiert mit solidarischen Gruppen aus der Bundesrepublik an jedem Prozesstag eine Mahnwache vor dem Landgericht, die zeitgleich zur Verhandlung im Gericht stattfindet. „Die Präsenz vor Ort und besonders außerhalb des Gerichts ist wichtig, damit die Überlebenden sich mit dem juristischen Verfahren nicht alleine fühlen, sondern eine Anteilnahme der Gesellschaft sichtbar stattfindet.“, betont Prozessbeobachterin und Autorin Esther Dischereit. 
Deshalb rufen die Organisator:innen dazu auf, insbesondere in den Prozesstagen ab dem 8. September, den Prozess und die Kundgebung zu besuchen und die Überlebenden zu unterstützen!
Viele der Betroffenen, die den Prozess mit verfolgen, nutzen den dort geschaffenen Raum und ergreifen auch nach dem langen Prozesstag das Mikrofon für die Artikulation der eigenen Standpunkte. Gerade nach den Aussagen vor Gericht möchten die Unterstützer:innen den Zeug:innen die Möglichkeit geben, sich zu äußern oder an einem sicheren Ort zurückzuziehen.
Die Prozesstage und deren jeweilige inhaltliche Schwerpunkte können hier eingesehen werden.
Wir rufen dazu auf, sich solidarisch zu zeigen, die Betroffenen nicht alleine zu lassen und Sympathisant*innen des Täters dem Raum im Gerichtssaal nicht gänzlich zu überlassen.

Mahnwache vor dem Landgericht
Dienstag, 8. September und Mittwoch, 9. September 8:00 Uhr bis ca. 17:00 Uhr

Auftaktkundgebungen jeweils 8:00 Uhr

Zweite Kundgebung jeweils nachmittags, schätzungsweise zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr, abhängig von Prozesspausen- bzw. Ende

Mit Gastbeiträgen aus Berlin und Brandenburg ua von Ferat Kocac, Aktionsbündnis Brandenburg, Grundrechtekommitee, Kamil Majchrzak sowie Redner:innen aus der Nebenklage und Betroffene.

Kundgebungsort: vor dem Landgericht in Magdeburg, Halberstädter Str. 8, 39112 Magdeburg

Aufruf
Sollte es Betroffene geben, die vor Ort sprechen möchten, könnt ihr Euch bei uns melden. Unsere Kundgebung soll Euer Raum sein. Ihr könnt diesen jederzeit nutzen und zu Wort kommen, in der Sprache in der ihr euch wohl fühlt.

Kontaktnotiz
Bei Anfragen wenden Sie sich bitte an den Pressekontakt Yasmina Hamid: 01573 142 3264 oder unter der Mailadresse: antiramd@riseup.net

Hinweis zu Hygieneregeln

Bitte haltet Abstand zueinander und tragt Mund-und Nasenschutz. Seid solidarisch und bringt andere Menschen nicht in Gefahr. Solltet ihr Euch nicht gut fühlen, bleibt unbedingt zuhause.