Abschiebung von zwei Schwestern aus Magdeburg

Am frühen morgen wurden heute die Schwestern Sanela (18 Jahre) und Hajrudin Nela (22 Jahre) aus Magdeburg abgeholt und gewaltsam aus ihrem bisherigen Lebensumfeld herausgerissen. Nach über 11 Jahren Aufenthalt in Deutschland wurde die Familie R. mit der Abschiebung der Töchter getrennt. In Magdeburg sind die Mutter, der Vater und der jüngere Bruder verblieben. Aktuell sitzen die Schwestern in Berlin am Flughafen, der Kontakt ist abgebrochen, da ihnen die Handys abgenommen wurden. 
„Ich bin voller Sorge und kann meine Töchter nicht erreichen“ so Remza R., die Mutter der beiden. „Mir wurde gesagt, dass sie ihre Handys in Berlin wieder bekommen, das ist aber seit Stunden nicht passiert.“ Die Familie lebt seit 2011 in Magdeburg Femersleben, die Töchter haben seitdem das Herkunftsland der Eltern nicht mehr gesehen. „In Bosnien haben wir keine Perspektive und die Mädchen sind auf sich alleine gestellt“, sagt Remza R. Die jüngere Tochter Sanela hat sich zuletzt im Projekt „stabil“ von den Johannitern engagiert. 
Abschiebung rechtswidrig
 
„Die Abschiebung ist rechtswidrig. Über den Widerspruch gegen die Abschiebung bzw. Nichtverlängerung der Aufenthaltserlaubnis von Sanlea ist noch nicht entschieden. Außerdem wurde die Aussetzung der Vollziehung beantragt. Auch darüber ist noch nicht abschließend entschieden.“ Die Anwältin der Familie ist entsetzt über dieses Vorgehen und ergänzt: „Geplant ist im Koalitionsvertrag laut sogenanntem „Chancen-Aufenthaltsrecht“ etwas anderes, doch bis jetzt scheint dies nicht in den Ausländerbehörden angekommen zu sein“. 
Seit Anfang des Jahres werden vermehrt Menschen abgeschoben, die nach dem Koalitionsvertrag eigentlich bleiben können sollen. Jede dieser „Rückführungen“ bedeutet für die Betroffenen eine brutale Zerstörung von Lebensentwürfen, in vielen Fällen sogar eine existenzielle Bedrohung von Gesundheit und Leben. Abschiebungen sind die Zuspitzung der alltäglichen Entrechtung von Geflüchteten, die sich u.a. äußert in der Unterbringung in isolierten Lagern und maroden Wohnungen, der Verweigerung einer angemessenen Gesundheitsversorgung, der Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch die sogenannte Residenzpflicht und weitgehenden Eingriffen in die eigene Lebensführung. Sie sind der Versuch der Behörden, sich ihnen unerwünschter Menschen dauerhaft und endgültig zu entledigen. Sie sind die offenste Form der Verweigerung eines menschenwürdigen und selbstbestimmten Lebens.