[Balkanroute] Solidarität statt Grenzen!

Spendenaufruf für die geflüchteten Menschen in Griechenland vom Antirassistischen Netzwerk Sachsen-Anhalt

Idomeni, camp, copyright: Amir Karimi
Halle/Saale, den 09.03.2016
Es sind bewegende und erschütternde Nachrichten und Bilder, die uns täglich aus Griechenland und im speziellen aus Idomeni an der mazedonischen Grenze erreichen. Um die 15.000 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, sitzen nach Schätzungen der „Ärzte ohne Grenzen“ [1] in dem kleinen Ort fest und warten auf die Möglichkeit einer Weiterreise an einen sicheren und menschenwürdigen Lebensort.
„Wie Hunde! Wir warten hier unter unerträglichen Zuständen, die nicht einmal für Tiere angemessen wären.“ sagt eine junge Frau, die seit Tagen an der Grenze ausharrt, berichtet das „Welcome to Europe Infomobil“. [2] Die Hoffnung auf eine neue Grenzöffnung in Idomeni wurde den Wartenden nun endgültig genommen. Während dieser Spendenaufruf entstand, wurde die Balkanroute komplett geschlossen.
Ein Aktivist, der vor Ort in Idomeni ist, berichtete uns von den katastrophalen Zuständen im Camp. Die mobile Küche, in der er arbeitet, schafft es mit ca. 70 Leuten etwa 8000 Essen am Tag für die Menschen im Lager zu kochen. Die Bedingungen unter denen die Versorgung stattfindet, gestalten sich schwierig, zum Einen was die Zusammenarbeit mit den Behörden betrifft, als auch die finanzielle Sicherheit. Da der mobilen Küche in den nächsten Tagen das Geld auszugehen droht, bitten sie um Unterstützung.
Wir rufen daher dazu auf, einen direkten, solidarischen Beitrag zu leisten. Das gespendete Geld leiten wir direkt an die vor Ort aktiven Kochgruppen weiter oder geben es nach Bedarf an Aktivisten, damit diese die Kosten für benötigte Materialien und Transporte decken können.
Das Spendenkonto:
Verein zur Förderung antirassistischer Arbeit in Sachsen-Anhalt n.e.V.
IBAN: DE76 8005 3762 1894 0553 02
BIC: NOLADE21HAL
Verwendungszweck: Balkanroute

Der Verein kann keine Spendenquittungen ausstellen.

Wie wird es nun weiter gehen für die Menschen, die in Griechenland gestrandet sind? Fakt ist, dass für die Menschen, die sich nun andere Wege und Routen suchen, die weitere Reise zunehmend gefährlicher wird, denn jeder weitere Grenzübertritt wurde vergangene Nacht mit der Grenzschließung illegalisiert. Bereits in den letzten Tagen wurde einmal mehr offenbar, wie brutal und tödlich das Geschehen an den Grenzen sein kann.
Nach einem Bericht von „Moving Europe“ [3] wurden in der Nacht vom 3. zum 4.3.2016 gegen 2 Uhr morgens mindestens zwei Personen von der mazedonischen Polizei und vom Militär bei deren legalem Grenzübertritt verprügelt. Dies geschah laut Augenzeugenberichten direkt sichtbar am Grenzzaun, wo viele andere Flüchtende zusehen mussten, sowie laut Betroffenen anschließend noch hinter den improvisierten Büro-Containern der Behörden. Mindestens einer der Betroffenen war eine der zentralen Personen der Proteste der Flüchtenden in den vergangenen Tage im Camp Idomeni.
Die FAZ veröffentliche zudem am 5.3.2016 einen Artikel [4], in dem laut Menschenrechtlern und Aktivisten türkische Grenzschützer an der Grenze zu Syrien neun Syrer erschossen, als diese illegal die Grenze zur Türkei überqueren wollten. Mindestens zehn weitere Syrer seien am Freitagabend verletzt worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag.
Und zurück nach Idomeni: Dort versammeln sich seit Tagen die Menschen immer wieder um gegen die Grenzschließung zu protestieren. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die 10-Tausenden Menschen, die nun in Griechenland bleiben oder in die Türkei abgeschoben werden sollen, eine derart massive Beschneidung ihrer Rechte akzeptieren werden.
Mit solidarische Grüßen,
Das Antirassistische Netzwerk Sachsen-Anhalt
[1] https://twitter.com/MSF_Sea/status/707194315647414272
[2] http://infomobile.w2eu.net/2016/03/07/idomeni-about-to-explode-anybody-listening-out-there/
[3] http://moving-europe.org/2016/03/06/brutal-revenge-against-protesters/
[4] http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/fluechtlinge-tuerkische-grenzschuetzer-erschiessen-offenbar-neun-syrer-14107211.html