Spenden für Deidou – Unser Freund wurde abgeschoben!
Unser Freund Deidou, den wir seit vielen Jahren kennen und auf seinem Weg, Asyl in Deutschland zu beantragen begleitet haben, wurde am 9. September 2022 nach Gambia abgeschoben. Mittlerweile hat er sich ein wenig erholt und sich neue Pläne geschmiedet. Er möchte sich ein kleines Geschäft aufbauen (An- und Verkauf von Baustoffen). Wir bitten euch um eine kleine Spende, um für dieses das Startguthaben zusammen zu sammeln.
Deidous Abschiebung
[Trigger Warnung: physische und psychische Gewaltdarstellung]
Es ist der 9. September. Unser Freund sitzt zu diesem Zeitpunkt bereits seit 14 Tagen in Abschiebehaft. Sie haben ihn einfach mitgenommen an dem Tag an dem er nichtsahnend zu seinem Termin ging um sein Geld abzuholen.
Erst nachdem er bereits mehr als zwei Tage im Abschiebeknast saß, erfuhren wir, in welcher schrecklichen Situation er sich befand und das auch nur durch Zufall. Die zuständige Richterin wandte sich an die letzte Anwältin, die in den Unterlagen verzeichnet war, eine Freundin. Diese sollt kurzfristig zur Verhandlung kommen, die über sein Hierbleiben entscheiden sollte, sonst, so die Richterin, komme halt irgendwer und es werde schlecht für ihn ausgehen. Die Verhandlung am Amtsgericht Naumburg entpuppte sich als Farce. Auf seinen offensichtlich depressiven Zustand wurde keine Rücksicht genommen. Sein Zustand hätte Anlass sein müssen, die Sitzung zu verschieben. Vertreten von einem Anwalt, der ihn nicht kannte, verhandelt von einer Richterin, die den Fall schnell vom Tisch haben wollte, wurde die Rechtmäßigkeit der Abschiebehaft jedoch bestätigt und unser Freund wurde ins Abschiebegefängnis Frankfurt Ingelheim verlegt. Vorherige Andeutungen, dass er eine Chance hätte, die Abschiebehaft zu verlassen waren leere Versprechungen.
In Ingelheim zeigte sich letztlich, wie viel Wert die Rechte geflüchteter Menschen hierzulande genießen. Für Anwält:innen – und geschweige denn Freundinnen – war unser Freund fast nicht zu erreichen. Das Recht auf ein Telefonat wurden nicht beachtet. Anrufe in der Haftanstalt führten lediglich dazu, dass die zuständigen Mitarbeiter:innen vor Ort sagten, dass sie keine Auskunft erteilen könnten und wir uns an die „zuständige Abschiebebehörde“ wenden sollten. Nicht nur, dass es keine „Abschiebebehörde“ gibt, auch wenn die Ausländerbehörden diesen Namen oft verdienten, so erweckten die Ansprechpartner:innen in der Haftanstalt oft mehr den Eindruck, sie seinen Angestellte eines privaten Sicherheitsservice als Justizvollzugsbeamte. Erst nach einigen Tagen erreichten wir unseren Freund über die Sozialarbeiterin in der Einrichtung. Er berichtete uns, wie schlecht es ihm ging und erzählte auch, dass sie ihm Tabletten angeboten hatten, um ihn „zu beruhigen“. Angesichts des Verlaufs der Telefonate schien es auch so, als hätte er Beruhigungsmittel bekommen.
Trotz weiterer Anträge gab es keine Aussicht, dass unser Freund die Abschiebehaft je wieder verlassen werde. Sie wurden alle aus verschiedensten fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Auch die Sozialarbeiterin gab uns zu verstehen, dass er die Haftanstalt nicht verlassen wird, bis er abgeschoben wäre.
Und zuletzt zeigte sich die Abschiebepraxis des deutschen Staates in ihrer ganzen Brutalität. Unser Freund wurde erst kurz vor dem Start der Maschine in Richtung Addis Abeba (Äthiopien) gesetzt – in ein Passagierflugzeug. Er weigerte sich, die Abschiebung einfach zu akzeptieren. Begleitet wurde er von drei Polizisten und einem Arzt. Einer der Beamten verdrehte ihm den Arm, so dass er einen Knochenbruch erlitt. Dann fesselten sie ihn mit Oberkörper und Beinen an den Sitz. Nur einer der drei Beamten war wohl etwas einfühlsamer, wie unser Freund berichtete, konnte sich aber gegen seine Kollegen nicht durchsetzen. Und der Arzt? Der nahm einfach alles so hin. So taten es auch die Passagiere im Linienflug, von denen keiner den Mut fand aufzustehen und diese menschenverachtende Praxis anzuprangern. Erst als sie nach sieben Stunden Flug Addis Abeba erreichten lockerten sie seine Fesseln, nachdem unser Freund ihnen resigniert zu verstehen gab, dass er wohl jetzt auch nicht mehr fliehen werde. Von dort aus wurde er nach Gambia gebracht und erst dort konnte er seine Verletzungen behandeln lassen.
Die Geschichte unseres Freundes ist kein Einzelfall. So wie ihm ergeht es vielen. Und viele dieser Schicksale und Geschichten bleiben ungesehen.
Wie könnt ihr Deidou und uns unterstützen?
Als Startgeld für sein Geschäft benötigt er 1.000€. Er selbst hat in den letzten Jahren schon 520€ gespart. Es fehlen nun noch 480€. Wir bitten euch um eine kleine Spende für Deidou.
Unsere Kontoverbindung lautet:
Alveni e.V.
DE85 8306 5408 0004 0543 77
Betreff: Spende 05/23
Mögliche überschüssige Spenden gehen an unseren Verein alveni e.V., der Geflüchtete Menschen in Notlagen unterstützt.Weitere Informationen findet ihr auf unserer Webseite: https://alveni-md.org/
Danke für eure Solidarität!