Statement der Initiative “Gib Hass keine Chance”

Rückblick auf die Menschenkette in Magdeburg

Ein starkes Zeichen, ein verzerrtes Bild

Am Abend des 23.12.2024 versammelten sich rund 8.000 Menschen in Magdeburg, um ein klares Zeichen für Solidarität, Mitgefühl und Zusammenhalt zu setzen. Mit einer Menschenkette, die den Alten Markt umschloss, wollten die Teilnehmenden den Opfern des schrecklichen Anschlags vom 20. Dezember gedenken und gemeinsam ein Licht der Hoffnung entzünden. Doch während die Aktion in ihrer Größe und Botschaft überwältigend war, zeigt der Rückblick auf den Abend auch, wie schwierig es ist, inmitten von Hetze und Desinformation gehört zu werden.

Ein beeindruckendes Zeichen der Solidarität

Die Zahlen sprechen für sich: Mit etwa 8.000 Menschen war die Beteiligung weit größer, als die Veranstalter*innen ursprünglich erwartet hatten. Diese Menschenkette war nicht nur eine eindrucksvolle Geste der Trauer und des Zusammenhalts, sondern auch eine Antwort auf die Anfeindungen, die seit der Tat im Raum stehen. Sie war eine Absage an Hass und Hetze, die in den Tagen nach dem Anschlag vor allem durch rechtsextreme Akteure geschürt wurde.
Die große Beteiligung hat gezeigt, dass die Magdeburger Stadtgesellschaft solidarisch und entschlossen ist. Insbesondere der Vergleich zur AfD-Kundgebung, die zeitgleich in der Stadt stattfand, macht dies deutlich: Die Menschenkette übertraf diese Versammlung nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in ihrer friedvollen und respektvollen Haltung.

Herausforderungen und Hindernisse

Trotz des großen Erfolgs war die Durchführung der Menschenkette alles andere als einfach. Die Auflagen der Stadt und der Versammlungsbehörde erschwerten die Arbeit der Initiatoren erheblich. Während wir verstehen, dass die Stadt selbst vor großen Herausforderungen steht, dürfen bürokratische Hürden nicht dazu führen, dass wichtige solidarische Aktionen behindert werden.
Ein weiteres Hindernis war die mediale Berichterstattung. Statt die Menschenkette als das zu zeigen, was sie war – ein bewegender Akt des Gedenkens und der Solidarität – rückten viele Medien, darunter Volksstimme und MDR, die Aktion (ausschließlich) in den Kontext der AfD-Versammlung. Diese Verzerrung schmerzt, denn sie nimmt der Botschaft der Menschenkette die notwendige Aufmerksamkeit und lenkt sie stattdessen auf die Spaltung, die rechte Akteure bewusst schüren.

Angriff auf ein Wohnprojekt

Während die Menschenkette stattfand, kam es in Magdeburg zu einem Angriff mit einem Brandsatz auf ein alternatives Wohnprojekt im Südosten Magdeburgs. Dank des schnellen Reagierens der Bewohner*innen konnte Schlimmeres verhindert werden. Dieser Vorfall verdeutlicht, wie angespannt die Situation in der Stadt derzeit ist und wie wichtig es ist, klare Zeichen gegen Hass und rechte Hetze zu setzen.

Ein Appell an die Öffentlichkeit

Die Stadtgesellschaft hat heute ein starkes Bild des Zusammenhalts geschaffen. Doch dieses Bild wird in der öffentlichen Wahrnehmung verzerrt dargestellt. Statt der Lichter und des friedlichen Miteinanders dominieren Bilder der AfD und ihrer Hetze die Berichterstattung.
Diese verzerrte Wahrnehmung ist nicht nur enttäuschend, sondern auch gefährlich. Sie lenkt von der eigentlichen Botschaft ab, die Magdeburg an diesem Abend in die Welt senden wollte: Wir stehen zusammen. Wir gedenken der Opfer. Und wir sagen klar und deutlich Nein zu Hass und Hetze. Seit dem Anschlag kommt es vermehrt zu Anfeindungen und Angriffen gegen Menschen, ob Freund*innen, Nachbar*innen, Kolleg*innen. Es sind vor allem Mitbürger*innen mit Migrationserfahrung, ebenso Menschen, die von der Tat schockiert sind und Opfer sowie Angehörige betrauen. Gleichzeitig sind sie massiver Hetze im Netz und auf der Straße ausgesetzt. Die Mobile Opferberatung in Sachsen-Anhalt und der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt warnten vor einer Eskalation von Rassismus und rechten Bedrohungen infolge der Instrumentalisierung des Anschlags. Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt sprach von einer gefährlichen Lage. Es rät Menschen mit Migrationsgeschichte dringend davon ab, sich alleine und in den Abendstunden durch die Stadt zu bewegen. 
Der Rückblick auf diesen Abend zeigt: Solidarität ist möglich, aber sie muss sichtbar gemacht werden. Wir rufen Medien, Politik und Gesellschaft dazu auf, nicht die falschen Stimmen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Stärke einer Stadt wie Magdeburg liegt in ihrem Zusammenhalt – und dieses Bild verdient es, gehört und gesehen zu werden.
Trotz aller Herausforderungen und Hindernisse bleibt eines: Die Menschenkette war ein starkes und bewegendes Zeichen gegen die Instrumentalisierung durch rechte Akteur*innen. Die vielen Lichter, die an diesem Abend entzündet wurden, symbolisieren die Hoffnung und die Entschlossenheit der Stadtgesellschaft, in dieser schweren Zeit zusammenzustehen.
Die Stadtgesellschaft in tiefer Trauer
Wir werden nicht aufhören, für eine weltoffene, friedliche und solidarische Stadt einzustehen – und wir werden weiterhin alles daran setzen, dass unsere Botschaft gehört wird. Magdeburg braucht keinen Hass. Es braucht Zusammenhalt.
Initiative „Gib Hass keine Chance“