Zeitz – Hilferuf mit 40 Unterschriften
Ausländerwohnheim in Zeitz – Hilferuf mit 40 Unterschriften
erschienen am 21.10.2013 in der MZ
Von Torsten Gerbank
Die Bewohner des Ausländerwohnheims in Zeitz kritisieren die mangelnde medizinische Versorgung. Die Bewohner haben sich nun mit einem Hilferuf an den sachsen-anhaltinischen Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen gewandt. Der Burgenlandkreis weist diese Kritik zurück.
(Anmerkung: Das Lager Zeitz wird von den KVW Beherbergungsbetrieben, in Persona Herr Wiesemann senior und junior, betrieben. Die KVW waren auch für die katastrophalen Zustände im Lager Möhlau, Landkreis Wittenberg, verantwortlich. Möhlau wurde im Winter 2012 geschloßen.)
Zeitz/MZ.
Hat der Burgenlandkreis in puncto Ausländerwohnheim in Zeitz leere Versprechungen gemacht und kommt Kontrollpflichten noch immer nicht nach? Nein, sagt der Burgenlandkreis und weist etwaige Vorwürfe zurück. Allerdings haben sich jetzt Bewohner der Unterkunft mit einem Hilferuf an den sachsen-anhaltinischen Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen gewandt. Der erhielt das Schreiben am 10. Oktober. Demnach ist die Gemeinschaftsunterkunft in der Zeitzer Albrechtstraße mit Ungeziefer verseucht und das, obwohl Bewohner und Betreiber regelmäßig reinigen würden. Zudem wird laut Grünen in dem Hilferuf unter anderem kritisiert, dass es einen Mangel an medizinischer Versorgung gebe und zu wenig warmes Wasser zur Verfügung stünde. Das Schreiben an den Landesverband trage 40 Unterschriften.
Resolution gegen Sammelunterkünfte
Im Zeitzer Wohnheim für Ausländer leben derzeit laut Kreisverwaltung 129 Menschen. Der Hilferuf aus dem Heim in der Albrechtstraße ist dem Landesverband der Grünen Anlass, nachdrücklich die Abschaffung von Sammelunterkünften und die „vollständige Aufhebung der diskriminierenden Residenzpflicht“ zu fordern. (ank)
Ein Teil der Probleme ist nicht neu. Bereits vor etwa sechs Wochen war die Zeitzer Unterkunft negativ in die Schlagzeilen geraten. Damals war praktisch von einer „Invasion“ von Kakerlaken die Rede. Einmal, so sagte ein Bewohner, sei eine davon sogar in der Milch gelandet. Das Landesverwaltungsamt hatte gar von „katastrophalen hygienischen Bedingungen“ gesprochen, die dessen Kontrolleure im Rahmen einer unangekündigten Kontrolle vorgefunden haben. Die Begutachtung hatte am 28. August stattgefunden und zahlreiche Auflagen zur Folge. Eine davon war, der Neubau und die Isolierung von Versorgungsschächten, die Kakerlaken nach Aussagen von Fachleuten geradezu als Fahrstuhl dienten. Zudem gestand Landrat Harri Reiche (parteilos) ein, dass der Landkreis seine Kontrollpflichten in dem Haus nicht ernst genug genommen habe und er kündigte an, dass diese nun besser wahrgenommen werden. Denn der Kreis ist für die Unterbringung der Asylbewerber verantwortlich.
Rudi Gollmann, Leiter des Ordnungsamtes des Burgenlandkreises, wundert sich nun allerdings über das Schreiben aus der Unterkunft und darüber, dass Probleme so angesprochen werden. Denn es habe sich, auch als Konsequenz aus der Situation von Anfang September, ein Heimbeirat gebildet, mit dem es bereits eine Beratung gegeben habe – am 8. Oktober. „Und da haben wir über verschiedene Sachen gesprochen“, so Gollmann. Und: „Komisch, dass dann danach so ein Brief kommt.“
Seit das Haus in negative Schlagzeilen geraten war, habe der Landkreis auch regelmäßig unangemeldete Kontrollen durchgeführt. Laut Gollmann finden sie mindestens einmal pro Woche statt. Und es habe sich einiges zum Positiven geändert. Die Leitungsschächte seien verschlossen, neue Fenster für die hintere Front sind bestellt, sollen dieser Tage geliefert und noch im Oktober eingebaut werden.
Allerdings sagte Gollmann auch, dass es noch nicht gelungen sei, alle Kakerlaken aus dem Haus zu bekommen. Das liege aber nicht an Untätigkeit, sondern in der Natur der Sache. Es brauche seine Zeit, so Gollmann. Und dabei benötige man auch die Mitarbeit der Heimbewohner. Die sei nicht zu hundert Prozent vorhanden. Zum Beispiel wenn es darum gehe, Teppiche aus Zimmern zu verbannen. Was das Problem des warmen Wassers angehe, so liege das nicht an irgendeinem Defekt, sondern an der Größe des Wasserkessels. „Wenn alle zur gleichen Zeit duschen gehen, dann ist die Kapazität eines Behälters irgendwann erschöpft“, so Gollmann. Mit besserer Organisation könne man das Problem allerdings lösen.
Der Ordnungsamtsleiter weist auch den Vorwurf zurück, es gebe eine mangelnde medizinische Betreuung. Nach seinen Worten stehen den Bewohnern der Unterkunft die gleichen Möglichkeiten offen wie jedem anderen Zeitzer.