Spendenaufruf für einen temporären Schutzraum

Mit diesem Aufruf ersuchen wir eure Unterstützung finanzieller Art! Neben dem, wofür wir sowieso immer gut und gerne Geld gebrauchen können (siehe Text), haben wir gerade eine grössere Summe zu begleichen. Dabei handelt es sich um Ausgaben, die wir für temporäre Schutzräume und Versorgung aufbringen wollen und müssen, und wenn es mehr wird was zusammenkommt, für ähnliche Anliegen verwenden möchten.
Bevor wir auf das konkrete Anliegen zu sprechen kommen, möchten wir den Gesamtkontext genauer darstellen.
Kurzer Exkurs zum Thema Lagerunterbringung:
Die Situationen in den Lagern zur Unterbringung von Menschen, ist seit deren Erfindung schon immer höchst problematisch. Und dabei ist es egal aus welchen vermeintlichen Gründen die Menschen in solche Einrichtungen gesteckt werden, die Zwecke sind dabei entscheidend, und diese sind selten, nein, nie vollends vertretbar. Zu diesem Thema gibt es schon viele Texte und im Verlauf der Pandemie wird noch ein mal mehr deutlich, wie berechtigt die seit jeher bestehende Kritik an diesem Umgang mit Menschen ist.
Für diesen Aufruf von Bedeutung, ist das Thema Gewalt in diesem Zusammenhang. Gewalt. Sie ist dem Konzept immanent und für die betroffenen Menschen allgegenwärtig. Gewalt im Kontext Lager weist verschiedene Facetten auf, und die Menschen gehen unterschiedlich mit ihr um. Darin enthalten ist auch noch mal eine gewisse Abstufung, da jeweilige Personengruppen und Einzelpersonen noch mal mehr durch die verschieden auftretenden Formen von Gewalt unterschiedlich betroffen sind und sein können. Dabei besonders hervorzuheben sind sog. vulnerable Personen(gruppen). Dazu zählen u.a. Kinder und (alleinstehende) FLINT*-Personen, Menschen mit Beeinträchtigung, und andere, meist von einem Mehr an Diskriminierung betroffene Menschen.
Alle Menschen sollten selbstbestimmt leben und wohnen können, doch bis dahin, sollten vor allem genannte Menschen sofort aus diesen Zuständen raus. Und lediglich einzelne Menschen dabei unterstützen zu können für immer da raus zu kommen, ist zumeist den dazu gegebenen Möglichkeiten geschuldet, und wie in diesem Aufruf zugrundeliegendem Fall einer akuten Gefahr und der versuchten und erst mal geglückten Abwendung weiteren Leids entsprungen – wobei es passiert, das Handeln und Möglichkeiten sich der Situation anpassen, und über sonstige Gegebenheiten hinaus gehen können, im Sinne einer positiven Entwicklung.
Um noch ein paar weitere Beispiele zu nennen, weil sie unmittelbar auch mit den Lagern verknüpft sind, und die meisten Menschen denen ich begegne in diesen Leben müssen. Darunter Menschen,

* die früher oder später von jedweder Leistung und Versorgung durch den Staat abgeschnitten sind. Aus unterschiedlichen Gründen bekommen sie für einen Zeitraum, oder auch auf unbestimmte Zeit, keine Mittel mehr zum Überleben. Und legal arbeiten geht nicht. Bei einigen reicht das was sie bekommen manchmal für bestimmte Situationen nicht aus.
* Viele bekommen kein Bargeld, sondern diese unsäglichen Lebensmittelgutscheine, die eigentlich schon der Vergangenheit angehörten. Obendrein auch nur noch die Hälfte der eigentlichen Leistung, wir sprechen hier von ~150€/Monat! Dem sog. notwendigen Bedarf. Davon können keine Tickets, keine Medizin oder andere Dinge gekauft werden, die es nicht in den Läden, der Ketten die mit Sodexo zusammenarbeiten, gibt. Ganz abgesehen von den laufenden Rechnungen für Anwält*innen oder Verträge, oder das Bezahlen von Strafen wegen Fahrens ohne Ticket o.a. ist nicht möglich, die Folgen sind wohl allen klar…
* Eigentlich alle Menschen, incl. der Support(A)s, brauchen an der einen oder anderen Stelle mal juristischen Beistand. Und auch wenn es die Mittel der Prozesskostenbeihilfe und die Beratungsscheine gibt, die wir auch in den meisten Fällen versuchen zu nutzen, gibt es auch viele Fälle in denen es nur (noch) mit Bargeld geht. Unter anderem, wenn es um schon laufende Kosten geht. Oder aber auch, wenn die zuständigen Stellen sich vehement ihrer Aufgabe entziehen. Kommt alles vor.
Soweit, drei regelmäszig auftretende Momente (von vielen), wo Bargeld mehr als hilfreich in der Unterstützung sein kann. Vor allem auch Bargeld, das nirgendwo zwingend abgerechnet werden muss, über das auch sonst nicht, auszer auf euren Wunsch bezüglich des Newsletters, Rechenschaft abgelegt werden muss.
Konkretes Anliegen:
Gewalt gegen FLINT*-Personen, Gewalt im Kontext Asyl und Lagern (Mit der Bitte um Verständnis, einzelne Details bleiben ungenannt, das ist u.a. zum Schutz vor allem der betreffenden Personen.)
Wir haben einen akuten Hilferuf von einer Gruppe FLINT*-Personen erhalten. Die Menschen berichteten von einem konkreten Vorfall, einem Angriff auf sie, und vor allem auch den direkten Auswirkungen auf die Situation im Lager und zwischen den Bewohnenden. Die Gewalt ging von einer männlich gelesenen Person innerhalb der Bewohnerschaft aus, reihte sich allerdings ein in Vorkommnisse ähnlicher Art, von noch weiteren Gewalt ausübenden Personen und gewaltvollen Momenten, die schon länger zum traurigen Alltag der betroffenen Personen gehören. Die Umstände dabei sind die immer gleichen, wie sie in wahrscheinlich allen Einrichtungen dieser Art vorzufinden sind, der einzige Unterschied hier jetzt war, dass es Kontakt zu Menschen gab, uns, die Unterstützung zusicherten, für den Fall die Menschen bereit sind sich an uns zu wenden. Und das haben sie in diesem Fall geschafft, dazu gehört um einiges mehr Mut und Vertrauen, als es in diesen Kontexten im offiziellen Rahmen der Betreuung und Begleitung und weiteren Strukturen üblich ist. Oft enden solche Situation in der Beschwichtigung der Betroffenen und Relativierung der Geschehnisse. Dazu an anderer Stelle und später mal mehr.
Nach mehreren stundenlangen Telefonaten mit der Gruppe, die von Traumatisierung und Angst vor weiteren Angriffen bestimmt waren, beschlossen wir zu handeln. Am nächsten Tag holten wir die Menschen ab und brachten sie in Sicherheit in einen selbstorganisierten Schutzraum. Im weiteren Verlauf unterstützten wir die Personen, auch was die Versorgung angeht, erledigten Besuche beim Arzt und organisierten den Kontakt zu professionellen Stellen, die inzwischen im Sinne ihres Auftrags die Fälle übernommen haben.
Da sich der verantwortlich-erklärte Staat, für solche Soli-Aktionen eher weniger erwärmen lässt, seid jetzt ihr gefragt!
Es ist darüber hinaus so, und ähnlich den oben beschriebenen Beispielen, das es weiterhin für mindestens eine Person aus der Gruppe monetären Support braucht. Den mit abzudecken, bis die eigentlich Verantwortlichen ihren Job machen, wäre sehr hilfreich!
Wenn ihr spenden möchtet, meldet euch bitte per Mail unter: cafeinternationale[at]posteo.de
Vielen Dank und bleibt gesund!
Die Soligruppe