[ZASt] Einsperren statt aufnehmen? Eindrücke aus Halberstadt
#breakisloation #Halberstadt #refugeesWelcome #Solidaritywillwin
Eindrücke vom Welcome Cafe am 11.7.2021 und aktuelle Berichte von BewohnerInnen der #ZASt
Thema Security: Trotz vorheriger Anmeldung des Cafes bei der ZASt-Leitung, verhielten sich die Mitarbeiter:innen unfreundlich bis provozierendgegenüber den Menschen vom Cafe. Es wurde wieder einmal untersagt Transparente am Zaun anzubringen. Uns wurde erneut von Einschüchterungen, Gewalt und Übergriffen durch Mitarbeiter der Security berichtet.
Thema Lagerkomplex: Ein Teil der ZASt bekommt momentan einen neuen Zaun. Kosten: über 1 Mio. Euro! Dieser ist höher und soll mit Stacheldraht versehen werden. Was ist dort geplant? Der Abschiebeknast, der nun doch nicht in Dessau gebaut wird?
Mehr dazu in der Antwort der Landesregierung auf die Anfrage der LINKEN zu baulichen Maßnahmen in der ZASt: https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/fileadmin/files/drs/wp8/drs/d0109dak.pdf
Thema Handyauslesung: Uns wurde davon berichtet, dass es Menschen gibt, die vor Monaten ihre Handys abgeben mussten, die sie bis heute nicht wiederbekommen haben. Eine Praxis seitens des BAMF, gegen die erfolgreich geklagt wurde, aber in LSA weiterhin zum Standard gehört.
Mehr zum Thema Zugriff des BAMF auf Handys von Geflüchteten: https://freiheitsrechte.org/refugee-daten/
Thema Versorgung: In der ZAST gibt es 3x täglich Kantinenessen. Das Essen wird als mangelhaft und ungenießbar beschrieben. Daher versuchen die meisten sich selbst zu versorgen. Allerdings leben einige von gerade einmal 14 €/Monat „Taschengeld“.
Thema Unterstützungs- und Beratungsangebote: Diese sind nicht ausreichend. Neben fehlenden mehrsprachigen Infos und ausreichender Beratung, fehlt es auch an Plätzen in den Deutschkursen.
Ein Mensch hat uns berichtet, dass er ohne jede Info von MD nach HBS „verlegt“ wurde und bis heute nicht weiß warum und wie es für ihn weitergeht. Niemand vor Ort konnte/wollte ihm Auskunft geben. Wir können von unzähligen anderen erschütternden Geschichten von Menschen, die gefangen im deutschen Asyl- und Lagersystem sind, berichten. Dies aber an anderer Stelle und angemessen ausführlich.
Fazit: Das Cafe hat uns wieder gezeigt, wie wichtig es ist vor Ort zu sein. Nicht nur um den Menschen in der ZASt z.B. Zugang zu Rechtsberatung zu ermöglichen, sondern auch um ihre Isolation aufzubrechen und sichtbar zu machen, was hinter den Zäunen im Verborgenen geschieht.
Unser Eindruck ist, dass obwohl durch die Pandemie weniger Menschen in der ZAST untergebracht werden, die soziale Begleitung und Unterstützung, die den Menschen zusteht, sich nicht verändert/verbessert hat.
Unverändert aber ist die Präsenz und Überwachung durch die Security. Hinzukommt der neue Zaun. Ein sehr knappes Fazit: Es wird vom Land weiter in die Versicherheitlichung der ZAST investiert, nicht aber in die menschenwürdige Aufnahme Schutzsuchender.
Das Nächste Welcome-Cafe findet am 8.11. statt.