[Magdeburg] Keine Abschiebung von Dulijeta und ihren Kindern!
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+++ Dulijeta und ihre Kinder sollen in wenigen Tagen abgeschoben werden +++ Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt heißt Minusgrade und Obdachlosigkeit +++ Ein Aufruf für Bleiberecht und Solidarität +++
Dulijeta und ihre vier Kinder sind eine Roma-Familie aus dem Kosovo. Weil sie dort auf der Straße leben mussten und keinerlei Hilfe erhielten, floh die kleine Familie nach Serbien. Auch dort waren sie zur Obdachlosigkeit verdammt und lebten in ständiger Angst vor Überfällen. Dulijeta erzählte kürzlich, dass sie sich nicht mehr in die Stadt traute, weil man ihr mit Entführung gedroht hatte. 2013 floh die Familie weiter nach Deutschland. „Ich möchte doch nur eine Zukunft für meine Kinder. Sie sollen nicht länger auf der Straße leben müssen, sondern zur Schule gehen können und irgendwann arbeiten.“, beschreibt die junge Mutter ihre damalige Situation. Seit drei Jahren leben sie nun in Magdeburg und haben hier ein neues Zuhause gefunden. Die beiden älteren Kinder (8 und 10 Jahre alt) gehen in die Schule und besuchen Breakdance- und Theaterkurse. Sie haben Freundschaften geschlossen und können sich an das Leben im Kosovo kaum noch erinnern. Die jüngsten Kinder (2 und 5 Jahre alt) sind noch Zuhause und warten auf einen Kita-Platz. Djulieta hat schnell deutsch gelernt und nimmt seit Kurzem an dem Projekt „Migrant_innen in dualer Ausbildung“ teil, welches die Arbeitsmarktintegration von Asylbewerber*innen unterstützen soll. Doch Djulieta und ihre Kinder sollen in den nächsten Tagen nach Serbien abgeschoben werden. Aufgrund der Regelung zu den sicheren Herkunftsländern wurde ihr Asylantrag abgelehnt.
„Dort landen wir auf der Straße und dann?“
Die Familie hat große Angst, denn es gibt keinen Ort, wo sie hingehen könnte. „Dort landen wir auf der Straße und dann?“, fragt die alleinerziehende Mutter. Derzeit sind zwei der Kinder schwer krank und benötigend dringend Medizin und ärztliche Versorgung. Sie leiden unter Atemwegserkrankungen, die womöglich im Zusammenhang mit einer schimmeligen Wohnung stehen, in der sie bis vor Kurzem noch gelebt haben.
Die Zeit drängt! Die Familie ist auf jede Hilfe angewiesen! Derzeit suchen Freund*innen von Djulieta ein Kirchenasyl und hoffen, der gut integrierten Familie etwas Zeit zu verschaffen, bis der Aufenthaltsstatus erneut geklärt werden kann. Dafür werden dringend Spenden gesucht. Wir bitten alle Menschen darum, sich solidarisch zu zeigen, den Aufruf zu teilen und fleißig Spenden zu sammeln.
Spendenkonto
Empfänger: Verein zur Förderung antirassistischer Arbeit in Sachsen-Anhalt n.e.V.
IBAN: DE76 8005 3762 1894 0553 02
BIC: NOLADE21HAL
Verwendungszweck: Djulieta A.
Es gibt keine sicheren Herkunftsländer für Roma
Schätzungen zufolge leben zwischen 9 und 12 Millionen Roma und Sinti in Europa. Jahrhunderte der Diskriminierung, Verfolgung, Vernichtung und Marginalisierung führten dazu, dass in vielen Ländern Roma auch heute noch am Rande der Gesellschaft existieren. Ausgeschlossen von sozialen Strukturen, Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten bleibt den meisten Roma und Sinti nur ein Leben auf der Straße oder in Ghettos fernab von jeder städtischen und sozialen Infrastruktur. Oft werden diese Siedlungen durch Polizeirazzien oder Neonazis heimgesucht und letztlich von Bulldozern geräumt. Flüchtlingsorganisationen weisen immer wieder darauf hin, dass Roma in allen Ländern unter rassistischer Gewalt zu leiden haben. Offizielle Berichte, wie der des Komitee zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung der Vereinten Nationen oder des Menschenrechtskommissars des Europarats, sowie zahlreiche Berichte von NGOs belegen die systematische Ausgrenzung der Roma, die lebensbedrohliche Armut zur Folge hat. Die pauschale Ablehnung ihrer Asylanträge in Deutschland bedeutet, eben jener Bevölkerungsgruppe gänzlich das Recht auf Asyl abzusprechen, die zur am meisten verfolgten Minderheit in Europa zählt und die während der Zeit des Hitlerfaschismus 150.000 – 500.000 Tote zu beklagen hatte (Porajmos: Genozid an Sinti und Roma im Nationalsozialismus).
Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt heißt Minusgrade und Obdachlosigkeit
Seit Juli 2015 geht die Landesregierung von Sachsen-Anhalt mit noch härterer Hand gegen Geflüchtete vor, indem sie eine Sammelabschiebung nach der anderen organisiert. Die Charterflüge koordiniert das Innenministerium zusammen mit den Bundesländern Thüringen und Sachsen. Ganz oben auf der Abschiebeliste stehen Menschen aus dem Kosovo, Serbien, Albanien und Bosnien. Allein aus Magdeburg sollen in den nächsten Wochen 100 Menschen abgeschoben werden. Sie alle stammen aus den Balkanländern und leben schon seit Jahren hier. Dass draußen gerade Minusgrade herrschen, interessiert die Verantwortlichen offenbar nicht.
Dabei kamen von der Landesregierung vor Kurzem noch ganz andere Töne. 2014 hatte Innenminister Holger Stahlknecht gefordert, dass Flüchtlinge auch dann die Möglichkeit bekommen müssen, hier dauerhaft bleiben zu können, wenn ihr Asylantrag abgelehnt werde. Dies hatte der CDU-Politiker in einem Interview der «Magdeburger Volksstimme» erklärt. «Viele haben mittlerweile Deutsch gelernt, eine Familie gegründet», sagte Stahlknecht der Zeitung. «Sie abzuschieben, ist falsch.» Deutschland dürfe sich nicht länger dagegen wehren, ein Einwanderungsland zu sein, so der Innenminister.
Wir fordern Innenminister Holger Stahlknecht auf, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen und den Menschen ein Bleiberecht zu gewähren! Abschiebungen sind eine menschenunwürdige Praxis. Besonders Familien leiden unter dem ständig drohenden Szenario, gewaltsam aus ihren Wohnungen gerissen zu werden, um in ein Land abgeschoben zu werden, wo sie meist nur Elend und Verzweiflung erwartet.