[Halberstadt] Streik und Protest in der ZASt. Rückschau auf die vergangenen Tage


Solidaritäsaktion für die streikenden Menschen in der ZASt, 5.4.2020
„Unglaublich. Während meine Eltern in #Halberstadt von der Polizei aufgefordert wurden sich auf der Bank 1,5m auseinanderzusetzen, leben dort Geflüchtete auf engstem Raum unter unzureichenden hygienischen Bedingungen. Nun sind sie im Hungerstreik. #COVID2019 #LeaveNoOneBehind“
— Michael Neuhaus (@MichaNeuhaus) April 4, 2020
Rückschau auf ein ereignisreiches Wochenende rund um die Lebensbedingungen der Menschen in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZASt) in Halberstadt in Zeiten der Covid-19 Pandemie.
Am Freitag, den 27.3.2020, wurden alle Bewoher*innen der ZASt unter Quarantäne gestellt. Am folgenden Dienstag erklärte das Innenministerium von Sachsen-Anhalt noch, die Versorgung in der ZAST in Halberstadt sei gesichert, die Menschen hätten alles was gebraucht wird. Wenige Tage später, am vergangenen Samstag, trat ein Teil der Bewohner*innen in den Hungerstreik und protestierten gegen die Zustände in der Quarantäne, für eine dezentrale Unterbringung und einen wirksamen Schutz vor Covid-19, gegen die Gewalt der Security und für eine menschenwürdige Behandlung. Am Sonntag versuchten solidarische Menschen unter Einhaltung der gegebenen Abstandsvorschriften zum Eingang des Lagers zu kommen und ihre Unterstützung zu bekunden. Die Polizei sperrte allerdings die Strasse ab und versuchte die Personalien der Anwesenden festzustellen. Laut Aussagen einer Sprecherin des Landesverwaltungsamts werde nun alles dafür getan die Mängel zu beheben. Konkret meint dies nach ihren Aussagen: eine bessere Essensversorgung und besserer Zugang zum Internet.
Auch am Montag gingen die Proteste der Bewohner*innen weiter. Im Fokus ihrer Forderungen steht die Auflösung der ZASt und ein zügiger Transfer in Wohnungen.
Unklar bleibt weiterhin, wie ein wirksames und umfassendes Konzept zum Infektionsschutz der Bewohner*innen unter den gegebenen Wohn- und Lebensverhältnissen aussehen soll als auch im Allgemeinen, da weiterhin zur Bewachung des Lagers und zur Versorgung der dort eingesperrten Geflüchteten Mitarbeiter*innen der entsprechenden Einrichtungen und Firmen ein-und ausgehen. Eine naheliegende Lösung zur Eindämmung des Virus wäre es, alle Menschen dezentral, also in Wohnungen unterzubringen. Auch wenn zumindest ein kleiner Teil der Bewohner*innen, wie z.B. Schwangere in eine andere, kleinere Unterbringung verlegt wurden, scheint ein Umdenken der Verantwortlichen, selbst in Zeiten einer Pandemie, in diese Richtung bisher ausgeschlossen und nicht gewollt. Wichtiger als der Schutz und die Würde der Geflüchteten ist ihre Kontrolle, Isolation und Entrechtung.
Zu welchen Verbesserungen oder grundlegenden Änderungen die Proteste führen werden, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
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