[Halberstadt] Aktuelle Zahlen und Maßnahmen


Aktuell sind 117 Fälle von Coronainfektionen alleine unter den Bewohner*innen der ZASt Halberstadt nachgewiesen. Das entspricht einem Anteil von über 8 Prozent an den Gesamtinfektionen in Sachsen-Anhalt. Bei den regelmäßigen Tests der letzten Woche sind mindestens immer fünf Neuinfektionen festgestellt worden. Damit ist die Zahl der Neuinfektionen zwar gesunken, aber die Ausbreitung des Virus in der ZASt konnte bis jetzt nicht gestoppt werden.
Ob und wie viele Infektionen es in anderen Lagern in Sachsen-Anhalt gibt, darüber ist wenig bis nichts bekannt. Auch hier gibt es trotz des Wissens um die Ausbreitungsgefahr in Massenunterkünften i.d.R. keinerlei Konzept oder adäquaten Umgang mit der Situation, siehe z.B. das Lager im Teichweg in Bernburg.

Betrachten wir noch einmal nur die Zahlen: Konzentriert auf einen Ort, die ZASt, versammeln sich dort über 8 % der Coronainfektionen in ganz LSA. Dem gegenüber entsprechen die 850 Bewohner*innen des Lagers (zu Beginn der Corona-Krise) gerade mal knapp 0,04 % der Bevölkerung in LSA. Allein wenn man den gesamten Anteil an Menschen ohne deutschen Pass in LSA nimmt, den sogenannten Ausländeranteil, zeigt sich schon eine Schieflage. Dieser liegt bei unter 5 % an der Gesamtbevölkerung.
Die Zahlen zeigen deutlich: Der Zugang zu grundlegen Rechten, die für alle gelten (sollten), nach Unversehrheit der eigenen Person, nach Gesundheit, Privatsphäre etc, ist nicht der selbe. Wie sonst kann es ein deartiges Ungleichgewicht in der Ausbreitung einer Krankheit geben? Und was sind die Gründe dafür? Die Antwort darauf ist einfach und komplex zu gleich: Sie heisst Rassismus.
Menschen in Lager zu stecken hat in diesem Land eine lange Geschichte, so auch Schutzsuchende Geflüchtete. Das dies eine Notwendigkeit ist, weil es zum Beispiel zu wenig Wohnraum gibt, dem widerspricht die oben stehende Grafik. Also müssen wir auch hier fragen, was ist dann der Grund? Und auch hier heisst die Antwort Rassismus.
Als bisherige Reaktion auf die Gesamtsituation in der ZASt, also die Ausbreitung des Virus, den Protest der Bewohner*innen und aufgrund des öffentlichen Drucks, hat das Landesverwaltungsamt in einer Pressemitteilung letzte Woche mitgeteilt, wohin die infizierten Menschen gebracht werden sollen. Ein erster Schritt. Aber ob er ausreicht um die massenhafte Ausbreitung des Virus unter den Gefüchteten erfolgreich einzudämmen? Und ist er einer Richtung Abschaffung von Ausgrenzung, Diskriminierug und Lagerunterbringung? Nein. Bis dahin ist es vermutlich noch ein längerer politischer Weg.
Wir dokumentieren die Pressemitteilung des LVA an dieser Stelle mehrsprachig: Russisch / Englisch / فارسی Persisch / Französisch / Portugiesisch / Deutsch