Zum Auftritt von Peter Fox beim Beats against Racism

Unter dem Motto „Beats against Racism“ fand am 18.04. zum Abschluss der Aktionswoche gegen das neue Asylgesetz auf dem Oranienplatz in Berlin eine Kundgebung statt, an der neben anderen Musiker_innen auch Peter Fox beteiligt war.
Aufgrund sexistischer Liedtexte1 von Peter Fox, gab es im Vorfeld der Veranstaltung von verschiedener Seite Kritik an dessen Beteiligung, die u. a. vom International Women Space auch gegenüber Menschen (von Radikale Linke), die an der Organisation des Konzerts beteiligt waren, geäußert wurde. Letztere wiesen die Kritik von sich: Die Probleme, vor denen die antirassistische Bewegung stehe, seien riesig, die Unterstützung bekannter Musiker_innen dringend nötig. Da bliebe keine Zeit, Frauenrechte zu priorisieren.
Als Netzwerk, das an dem Aufruf zur Kampagne gegen das neue Asylgesetz und der Aktionswoche beteiligt ist, finden wir den Umgang mit der berechtigten Kritik am Auftritt von Peter Fox nicht akzeptabel. Natürlich steht die antirassistische Bewegung angesichts der geplanten Asylrechtsverschärfung und der auch jetzt schon beschissenen Situation von geflüchteten Menschen in Deutschland vor riesigen Problemen. Vor diesem Hintergrund können wir die Motivation, über bekannte Künstler_innen mehr Menschen zu erreichen und auf das Thema aufmerksam zu machen, durchaus nachvollziehen.
Aber Rassismus ist einer von vielen miteinander verschränkten Ausgrenzungsmechanismen, zu denen eben auch die Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen gehört. Einzelne dieser Mechanismen bzw. die davon Betroffenen im Namen gleicher Rechte gegeneinander auszuspielen, halten wir für heuchlerisch und falsch. Das sollte schon allein daran deutlich werden, dass es auch geflüchtete Frauen gibt, die sowohl von Sexismus, als auch von Rassismus betroffen sind. Wer von Rassismus spricht, darf eben auch von Sexismus nicht schweigen.
Besonders problematisch finden wir den Umgang mit der geäußerten Kritik. Statt sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, wurde abgeblockt und die Forderung nach einer Priorisierung von Frauenrechten unterstellt, die überhaupt niemand geäußert hatte. Kritische Äußerungen derart zu verzerren und auch sonst nicht ernst zu nehmen, ist nicht gerade solidarisches Verhalten. Umso mehr, als es sich beim International Women Space um eine Gruppe handelt, die im Rahmen der Besetzung der Gerhart-Hauptmann Schule in Berlin entstand. Sie kommt also ganz direkt aus der Bewegung von Migrant_innen und geflüchteten Menschen. Dass selbst in einem solchen Zusammenhang offenbar nur patriarchales Verhalten statt eines solidarischen Umgangs mit Kritik möglich ist, finden wir mehr als schade.
In diesem Sinne verstehen wir dieses Statement als einen Beitrag zur Debatte über die schwierigen Fragen nach Bündnispolitik und danach, wie möglichst viele Menschen mit antirassistischer Politik erreicht werden können. Wir sind uns bewusst, dass dabei Kompromisse geschlossen werden müssen. Trotzdem muss Kritik möglich sein und ernst genommen werden. Es ist schon mal ein Anfang, dass der International Women Space die Möglichkeit hatte, auf der Bühne ein starkes Statement zu verlesen, dessen Inhalt wir voll und ganz unterstützen. Zufrieden stellt uns das aber nicht.

  1. Da der sexistische Inhalt einiger Liedtexte von Peter Fox unseres Wissens an keiner Stelle bezweifelt wurde und wir keine Lust haben, diese hier zu reproduzieren, gehen wir darauf im Detail nicht weiter ein. Wer sich dafür interessiert wird im Netz fündig werden. [zurück]